Über mich


Als Kind erzählte mir meine Oma vom Krieg und der Flucht, später meine Mutter von ihrer Kindheit und Jugend, ihrer Ausbildung und davon, wie sie meinen Vater kennenlernte. Ich hörte die Geschichten so oft, dass ich sicher war, alle Details in- und auswendig zu kennen. Dann starb meine Oma und mir fiel auf, wie wenig ich mir gemerkt hatte. Ich nahm mir vor, das Leben meiner Mutter in allen Einzelheiten zu behalten. Bald danach schenkte ich meiner Mutter ein in rotes Leinen gebundenes Notizbuch, in das sie ihre Erinnerungen schreiben sollte. Obwohl ihr die Idee gefiel, nahm sie das Projekt nie in Angriff. Auch ich machte mir keine Notizen. Ich war jung, viel unterwegs und selten zuhause. Es blieb bei den mündlichen Erzählungen.

Viele Jahre später wurde meine Mutter dement. Die Familie gestand sich das erst ein, als sich die kleinen Vergesslichkeiten zu einem unübersehbaren Defizit summiert hatten. Buchstäblich von einem Tag auf den anderen. Die Krankheit schritt so rasch voran, dass von dem Moment an auf keine Geschichte meiner Mutter mehr Verlass war. Hat sich das wirklich so zugetragen, ist das so passiert, oder sind das gar nicht ihre Erinnerungen? 

Ich empfinde es als großen Verlust, das Leben meiner Mutter und Großmutter nicht schriftlich festgehalten zu haben. Nicht nur, weil beide so wichtig für mich waren, sondern auch, weil mir damit ein Stück weit meine Wurzeln fehlen, meine Herkunft verblasst. 

Es wäre mir früher nie in den Sinn gekommen, dass eine Privatbiografie ein wichtiges Familiendokument ist, das durch mündliche Erzählungen nicht zu ersetzen ist. Dass es nichts mit Eitelkeit oder Wichtigtuerei zu tun hat, sein Leben festzuhalten. Eine Biografie schreiben lassen hilft nicht nur, sich seiner selbst und seines Lebens zu vergewissern, es hilft auch den Nachfahren, sich zu erinnern. An einen geliebten Menschen und an die eigene Herkunft. 

Das ist es, was mich, neben der Liebe zu Geschichten und Menschen, antreibt.

Mein Leben davor ist schnell erzählt. Studium der Psychologie, Soziologie und Politikwissenschaft. Umzüge von München nach Berlin, Singapur, Brüssel und zurück. Arbeit als Projektmanager, Business Development Manager, Referentin Prozesse und Abläufe und Key Account Manager. Es hätte immer so weitergehen können.

Mit der zunehmenden Demenz meiner Mutter stellte ich fest, dass ich lieber Menschen helfen möchte, ihre Geschichte zu erzählen, als Produkte zu verkaufen. Seit zwölf Jahren lebe ich mit meiner Familie in der Nähe von München, in Herrsching am Ammersee.

Qualifikationen neben meiner beruflichen und privaten Erfahrung mit Menschen, ihren Geschichten und im Schreiben: Kurs zur Biografin am Biographiezentrum und Zertifikatskurs in Biografiearbeit bei LebensMutig e.V.